Über 20 Jahre habe ich mir, hart arbeitend und mit unzähligen Überstunden, meine internationale Karriere als Personalleiterin bei namhaften Unternehmen aufgebaut. Die Arbeit mit und für Menschen, egal in welcher Branche (meine Erfahrungen waren im IT, Banken, Consulting und Hotelbereich), war für mich kein Job, sondern echte Berufung. Ich bin wahrlich darin aufgegangen und nichts war mir zu anstrengend. Mein Beruf war mein Leben und somit war es für mich auch selbstverständlich für diesen ins Ausland zu gehen.
Über 14 Jahre habe ich an verschiedenen Orten wie Paris, Neu-Delhi, Chicago, Dubai und New York gearbeitet und gelebt. Zu sagen, es war einfach wäre echt gelogen. Immer wieder von neuem mit allem beginnen – neuer Job und Kollegen, neue Freunde, neue Umgebung, neue Wohnung – und nur 2x im Jahr ging es nach Hause. Dennoch habe ich in dieser Zeit viel vom Leben und für mich dazu gelernt. Und wirklich – „was einen nicht umbringt, macht uns eindeutig stärker“. Dieses Sprichwort kann ich heute jedem bestätigen.
Aber über die Jahre hat sich der Inhalt meines Berufs sehr verändert und die Arbeitswelt wurde ziemlich hart. Langsam, aber sicher wurde aus meiner Berufung eher Notwendigkeit – leider wie bei vielen anderen auch! Viele aus meiner Generation X definieren sich über den Job und egal wie und warum, man arbeitet weiter wie ein fleißiges Eichhörnchen. Auf mich und meine Bedürfnisse zu hören, war mir total fremd. Viele meiner Kollegen und Freunde hielten mich für eine starke und ausgeglichene Person – aber die Wirklichkeit war oft anders. Ich hatte gelernt immer zu funktionieren und meine Gefühle mit mir auszumachen. Bis ich 2011 ins Burnout schlitterte und es mir richtig schlecht ging.
Nach meiner Genesung (soweit es ging) versuchte ich einfach wieder dort anzusetzen wo ich aufgehört hatte. Aber das funktionierte leider nicht mehr. In den nächsten Jahren folgten dann Hochzeit und Kind und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie brachte eine weiter Herausforderung. Nach der Geburt meiner Tochter 2014 (als bereits etwas ältere Mutter) fing ich endlich an mich ernsthaft und ehrlich zu fragen – was ich beruflich wirklich machen und wer ich sein möchte. Durch meine 3jährige Ausbildung (natürlich immer neben Job und Familie), als diplomierte Lebens- und Sozialberaterin, lernte ich mich viel besser kennen und auf meine Bedürfnisse, ohne schlechtes Gewissen, zu hören. Schon während der Ausbildung war für mich klar – eines Tages mache ich mein eigenes Ding und auch etwas das mich erfüllt.
2017 las ich in einem Beiheft des Kuriers, an einem gemütlichen Sonntagnachmittag, über die Wiener Rosenmanufaktur und das die aktuelle Inhaberin bald in Pension geht und eine Nachfolge sucht. ROSEN – nicht nur meine Lieblingsblumen, auch viele andere schöne Erinnerungen sind damit verbunden. Meine Oma in Kroatien machte uns Kindern immer köstlichen Rosensirup aus dem eigenen Garten und diese Zeit in meinem Leben war richtig schön. Als Kleinkind habe ich viel Zeit mit meinen Eltern im Wiener Volksgarten verbracht – damals waren meine Eltern noch zusammen und dieser Teil meiner Kindheit sorgenfrei. Viele Jahre später, bevor mein Vater verstarb und wir wieder eine annehmbare Beziehung aufgebaut hatten, habe ich viel Zeit mit ihm in Rosengärten verbracht. Da es leider auch vieles nicht so schönes in meinem Leben gab, aber zu den guten Zeiten denke war die Rose immer präsent.
Ich begann im Internet zu recherchieren und wusste einfach – DAS BIN ICH! Oft werde ich gefragt, warum dieses Business und meine Antwort lautet immer gleich: „ich habe mich gesucht und darin gefunden! Und in meinem Fall war regelrecht der Weg das Ziel. Seit 2017 hatte ich in mehreren Anläufen versucht mich mit der ursprünglichen Inhaberin zu einigen aber immer wieder wurden uns Steine in den Weg gelegt. Die daraus entstandene Frustration kann ich euch nicht beschreiben. Dazwischen habe ich in meinem alten Beruf weitergearbeitet und bin dann mit meinen Mann Anfang 2019 nach New York gegangen.
Tja, alle guten Dinge sind drei – denn beim Anlauf im dritten Jahr (2019) ging wirklich alles glatt und mit 01.01.2020 war ich die neue Inhaberin der „Wiener Rosenmanufaktur“. Das erste große Problem war natürlich örtlich, denn ich lebte ja noch in den USA und der Vertrag meines Mannes geht bis Ende 2022. Zum ersten Mal hatte ich beschlossen für MICH zu kämpfen und über die Weihnachtszeit informierte ich meinem Mann über die Entscheidung mit unserer Tochter früher nach Wien zurückzukehren. Oh ja, viele unangenehme Gespräche wurden geführt aber das erste Mal in meinem Leben war ich nicht bereit meinen Traum aufzugeben. Und nach einigem Hin und Her hatte auch mein Mann verstanden worum es mir hier ging. Seitdem unterstützt er mich überall bei meinem Vorhaben – aber nur zum Verständnis, das erste Mal in unserer 11jährigen Beziehung. Dafür jedoch bedingungslos und ehrlich!
Und dann kam CORONA – echt jetzt! Im März 2020 sind wie als Familie mit einem der letzten Flieger aus den USA nach Wien „geflüchtet“ ohne zu wissen wie sich diese Situation entwickeln wird. Während des Lockdowns fand und beauftragte ich alle meine Kooperationspartner wie Innenarchitektin, Social Media Agentur, Graphiker, Webdesigner, etc. und arbeitete mit diesen wochenlang ohne persönlichen Kontakt. Was für eine Herausforderung und natürlich wurde dabei auch einige Fehler begangen, aber wem kann man es verübeln. 6 Monate harte Arbeit und wichtige Entscheidungen zu treffen – für einen Bereich „den Handel“, in dem ich so noch nie tätig war.
Doch diese Zeit war auch lehrreich und interessant. Ich möchte jedoch nicht verschweigen, dass ich auch oft schlaflose Nächte hatte und mich oft gefragt habe was ich da eigentlich tue und ob ich mir das wirklich gut überlegt habe. Sobald hohe Rechnungen und kaum Umsätze eingingen, wollte ich in den sicheren Hafen „angestellt“ wieder zurück. Ehrlich gesagt, sind jedoch meine Chancen mit 48 Jahren einen adäquaten Job zu finden – insbesondere in dieser Zeit – gleich Null. Zu Arbeiten gibt mir eine Aufgabe und einen Sinn und macht mir Spaß. Und ja, ich habe mein neues Geschäft in Wien mit 01. Oktober 2020 eröffnet. Ich habe mir meinen Traum nicht nur für jetzt und dieses Jahr erfüllt, sondern für meine kommende Zukunft. Und entweder wird Corona irgendwann gehen oder wir werden damit leben lernen. Es ist leichter aufzugeben als zu kämpfen. Aber ich glaube an mich, an meine Produkte und meine Pläne. Also liebe Selbständige – wir schaffen das alle zusammen und Aufgeben ist keine Option.
Ich danke allen die mich unterstützt haben und es auch weiterhin tun. Bleibt stark und gesund, gebt nicht auf und haltet zusammen – und wie ein Sprichwort schon sagte:
„Nicht die Menschen, die immer gewinnen sind die stärksten, sondern die die niemals aufgeben.“
– Eure Zana Becker
Zana, I am so blessed to have met you, and your beautiful family. Congratulations on embracing your passion. I look so forward to the day I can walk into your store and just absorb the love and care that is you.